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Sexuelle Probleme, eine Übung

Sexuelle Probleme, Schmerzen beim Sex, sexueller Missbrauch

 Viele Frauen und Männer (über Männer wird in diesem Zusammenhang leider nach wie vor viel zu wenig berichtet) erleiden im Laufe ihres Lebens psychische und physische Verletzungen im sexuellen Bereich.

Probleme mit der eigenen Sexualität können z.B. sein, dass man keinen Sex hat oder haben will, mehr oder weniger starke Schmerzen, das Gefühl nicht oder nur sehr wenig anwesend zu sein, zu fühlen, mitzubekommen, was geschieht, keine Lust empfinden zu können oder sich nicht wirklich als Frau/Mann zu fühlen, eher als geschlechtsloses Neutrum. Es kann auch die Schwierigkeit bestehen, überhaupt in Kontakt zum gleichen oder entgegengesetzten Geschlecht treten zu können oder die Erwähnung von Sex, Sexualität, Erotik, Pornografie o.ä. ist einem sehr unangenehm oder aber ein Suchtfaktor.

Die Ursachen für Probleme im Bereich der Sexualität sind genauso vielfältig wie die Symptome.

Z.B. sind denkbar ein abwehrender, negierender, verklemmter oder auch dämonisierender Umgang mit Sexualität im Elternhaus, in Schule/Kirche/Verein oder durch andere Bezugspersonen/Gruppen.

Genauso aber auch die (zu hohe) Präsenz einer übertriebenen, pornografischen, unangenehmen, materialisierten oder leistungsorientierten Sexualität, wie wir sie in unserem Alltag leider ständig und zunehmend erleben.

Daneben natürlich die sehr hohe Zahl an sexueller Gewalt oder Verbrechen begangen an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, das ganze Spektrum von „Begrapschen“, Anstarren etc. bis hin zum „Missbrauch“ (in „“, da der Begriff alles andere als geschickt gewählt ist und einen „Gebrauch“ suggeriert), Vergewaltigungen, sexueller Folter etc.

Unser Organismus leidet unter jeglicher Form von ungesundem Verhalten (abhängig von Art, Dauer und Intensität), sei es u.a. im Bereich der Ernährung, der Arbeit oder eben der Sexualität.

Der Themenbereich ist groß, komplex und beinhaltet unfassbar viel Leiden, Schmerzen und Einschränkungen für die betroffenen Personen und ihre Partner/Freunde/Familien.

Ich möchte hier eine einfache Übung vorstellen, die ich aus dem (sehr empfehlenswerten, wie alles von dieser Autorin) Buch „Zeit für Weiblichkeit“ von Diana Richardson entnommen habe. Sie kann von beiden Geschlechtern ausgeführt werden (wenn Mann sich nicht an den weiblichen Begriffen stört oder diese durch männliche ersetzt).

Für Männer gibt es aber auch Adaptionen und das gleichfalls empfehlenswerte Buch „Zeit für Männlichkeit“.

Diese Übung ist sehr schön geeignet, sich dem Thema Sexualität und sexuelle Schwierigkeiten auf sanfte und bewusste Weise anzunähern.

Achtsamkeit in die Vagina bringen

Während du stehst, achte darauf, dass beide Füße gleichmäßig belastet sind. Entspanne dich, ziehe den Beckenboden zusammen und bringe dadurch mehr Achtsamkeit in die Vaginalhöhle.

Der Beckenboden umfasst alle Muskeln im Bereich der Vagina und des Afters.

In der einen Richtung verlaufen sie vom Steißbein zum Schambein und kreuzen sich zwischen den beiden Sitzknochen. Sie bilden ein Netz von Muskeln mit dem Damm (Perineum) in der Mitte, der als zentraler Punkt genau zwischen After und Vagina liegt.

Ziehe diese Muskeln langsam nach oben und entspanne sie wieder ganz langsam, und dabei richte deine Aufmerksamkeit auf diesen zentralen Punkt am Damm.

Du kannst dich aber auch mehr auf die Vaginalmuskeln an der Vorderseite oder auf die Aftermuskeln dahinter konzentrieren. Wichtig ist, dass du die Bauchmuskeln dabei entspannst. Viele Frauen spannen unbewusst den Unterbauch an, damit ihr Bauch flacher wirkt. Ein entspannter Bauch, der sich nach vorne wölbt, ist aber deswegen vorteilhaft, weil er die Balance zur Krümmung der Lendenwirbelsäule hält. Lass die Dehnung im Kreuz aus der Entspannung der Bauchmuskeln kommen und nicht dadurch, dass du das Gesäß herausstreckst, was nur eine Form von Spannung ist.

Suche nach dieser inneren Balance und kontrahiere dann die Vaginalmuskeln ganz bewusst etwa sechzig Sekunden lang mit langsamen, rhythmischen Kontraktionen.

Langsam heißt langsam, und wahrscheinlich wirst du das ziemlich anstrengend finden.

Mit der Zeit kannst du die Anzahl der Kontraktionen erhöhen. Wenn du fertig bist, lege dich gleich hin, schließe die Augen und ruhe dich für fünf bis fünfzehn Minuten aus.

In der liegenden Ruheposition kannst du in den Magnetstab hineinspüren, der zwischen Vagina und Brust verläuft. Genieße die Ausbreitung von Energie und Wärme, die vielleicht zu spüren sein wird.

Mache es dir zur Gewohnheit, sooft zu tagsüber daran denkst, deine Aufmerksamkeit in den Vaginalbereich und den Bauch zu richten und dich dort zu entspannen – egal wo du bist und was du gerade tust. Anspannen, entspannen, anspannen, entspannen – keiner sieht es und es fühlt sich wirklich gut an.

Nimm deine Aufmerksamkeit zu Hilfe und konzentriere dich auf das Innere der Vagina, um die Lebenskraft, die dort im Gewebe schlummert, aufzuwecken.

Wahrscheinlich wirst du immer wieder bemerken können, dass du in der Vagina (aufgrund noch unbewusster Ängste und Spannungen) etwas festhältst; darum entspanne diesen Bereich immer wieder, sooft du daran denkst.

Sobald der Kanal nach oben frei und offen ist, können diese Kontraktionen ekstatische Empfindungen hervorrufen, die nach oben bis zum oberen Ende der Wirbelsäule pulsieren.

Quelle: Diana Richardson: Slow Sex; Zeit für Weiblichkeit